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Theater, das die Welt braucht

Auch dieses Jahr versammelt das Berliner Theatertreffen die zehn bemerkenswertesten Inszenierungen. Eine davon kenne ich bereits von meiner Nachtkritik aus Wien; sie gehört zu meinen absoluten Favoriten des Jahres 2017. Für die Berliner Zeitung habe ich noch mal aufgeschrieben warum: Ist die Welt krank, oder bin ich es? Kaum einer kann diese Frage besser bespielen […]

Schade, dass der Tod so kurz kommt

Ferdinand Schmalz gehört für mich zu den spannendsten Autoren des zeitgenössischen Theaters. Sein Siegertext beim Bachmann-Wettbewerb hat mich theoretisch und praktisch umgehauen. Jetzt hat der Grazer für das Burgtheater eine neue Version des Jedermann geschrieben. Leider ist  Stefan Bachmanns Inszenierung von Jedermann (stirbt), über die ich für die Welt berichtet habe, sehr, sehr, sehr offensichtlich […]

Vielleicht, vielleicht auch nicht

Wenn man als freie Autorin gefragt wird, ob man seine Meinung zu #metoo im deutschen Stadttheater zum Besten geben will, lehnt man nicht einfach ab. Vor allem nicht, wenn man gerade in Neukölln überteuerte Cocktails trinkt. Also habe ich nachgedacht, war mit Ersan Mondtag Kaffee trinken in Neukölln (gar nicht teuer), hab weiter nachgedacht, kam zu keiner […]

Lass Dich heimgeigen, Eva

Thomas Bernhard ging zur Beruhigung auch ins Kaffeehaus. Das Gute an den Wiener Kaffeehäusern ist ja nicht nur deren tadelloses Mehlspeisensortiment, sondern dass sie auch nach zwanzig Uhr noch offen haben, also dann, wenn Theatervorstellungen beginnen. Einige der bekanntesten (Landtmann, Schwarzenberg) befinden sich in unmittelbarer Nähe der großen Häuser und viele Abonnenten gönnen sich nach […]

Circa 99 Luftballons

Militär als Lebensinhalt, Ehre über alles und viel k.u.k.-Staub: Joseph Roths “Radetzkymarsch” wirkt aus heutiger Perspektive sehr weit weg. Sehr nah sind hingegen in Johan Simons Romanadaption die vielen bunten Luftballons auf und über der Bühne des Burgtheaters. Einige davon schaffen es bis in den Zuschauerraum, wo sie von jenen zurückgestupst werden, die sich genau […]

Irgendwas mit change

Eigentlich ganz erfrischend, mal von Joachim Meyerhoff als Arschloch bezeichnet zu werden, zumal ich ihn während meiner Hospitanz im Hamburger Thalia Theater als ausgesprochen friedlichen Zeitgenossen kennengelernt habe. Anlass ist die Premiere von Jette Steckels “Volksfeind” am Wiener Burgtheater. Es geht um den Wahnsinn der Gegenwart, um Glyphosat, Panama-Paradise und (meine Ergänzung), dass die Zeit […]

#metoo bored

Dass der Theaterbetrieb voller sexistischer Kackscheiße ist, decken Nachtkritik, Deutschlandfunk Kultur und andere gerade auf. Nicht nur hinter, auch auf der Bühne gibt es reichlich Anschauungsmaterial. Zum Beispiel bei “Schlechte Partie” im Burgtheater. In einem Interview gestand dessen Regisseur Alvis Hermanis, ursprünglich sei er nur ans Theater gegangen, um “Mädchen kennenzulernen”. Okay, cool. Was dabei herauskommt, […]

Mama, ich bin im Radio

Für Deutschlandfunk Kultur habe ich die Premiere von René Polleschs “Carol Reed” im Wiener Akademietheater besprochen. Aufregend, wenn Wörter zum ersten Mal gesprochen statt gelesen werden. Danach war der Abend noch nicht zu Ende. Wie es weiterging, steht bei Nachtkritik.

Da muss man sich halt auch mal helfen lassen

Hilfe annehmen ist Schwerstarbeit. Der Autor Thomas Melle ist bipolar und besonders in seinen manischen Phasen recht unerreichbar für die Ratschläge anderer Leute. Wie nah dieser Leidende dem Abgrund ist, ja, dass er im Prinzip schon unzählige Male “auf der anderen Seite” war, von wo ihn Abbas “Fernando” zurück ins Leben holte (allein dieser Szene […]

Für guten Wind

Gibt es Gründe, einen zweieinhalbtausend Jahre alten Stoff heute noch aufzuführen? Die gibt es. Noch immer erzählen die antiken Tragödien, was Menschsein ausmacht. Also Furcht, Liebe, Hass, das volle Programm. Was nicht heißt, dass dem zeitgenössischen Zuschauer nicht manches an Aischylos’ Werk  völlig verkehrt vorkommt, etwa die Tatsache, dass König Agamemnon seine Tochter opfert, um bei den […]

Glocke, Bleistift, Einstecktuch

“Die Vorstellung einer Bella Figura, also der gesellschaftlichen Rolle, die ein jeder spielt, schwankt ja von Land zu Land erheblich”: Willkommen in Wien, wo ich für Nachtkritik die Premiere von Yasmina Rezas “Bella Figura” in der Regie von Dieter Giesing besprochen habe. Entschuldigung, aber es muss dabei auch um die Garderobe des Burgtheaterpublikums gehen.