All posts filed under ‘Bühne

Im Keller

Für das Wiener Magazin Stadtform habe ich einen Text über Immersives Theater geschrieben. Theater, das den Zuschauer zum Mitmachen zwingt, wenn man so will ein Mitmachtheater. Macht das Spaß? Nicht immer. Bringt einen das weiter? Unbedingt. Dass sowohl Signas Us Dogs/Wir Hunde – über das ich auch für Nachtkritik berichtet habe – als auch Thomas […]

Zusammen am Balkan

Perspektivenwechsel: Statt in den Zuschauerreihen zu sitzen, schaue ich ausnahmsweise dem Ensemble über die Schulter. Von hier aus kann ich den Schriftzug “Ensemble à Paris” auf Rebeccas Handgelenk lesen. Für Nachtkritik bin ich in den Operndolmuş der Komischen Oper Berlin gestiegen. Von Wien ging die Reise nach Belgrad, Sofia und Istanbul. Flirts mit der kroatischen Staatsmacht und […]

Hello Bello

Manchen Herrchen wird eine gewisse Ähnlichkeit mit ihren Hunden nachgesagt. Wie weit es mit der Verschmelzung gehen kann, zeigt die neueste Produktion des Performancekollektivs Signa.  Für Nachtkritik war ich bei “Wir Hunde/Us Dogs” und habe Menschen, mit denen ich sonst Kaffee trinken gehe, den Kopf gekrault und mir von anderen die Hand lecken lassen. (Das Foto […]

Glocke, Bleistift, Einstecktuch

“Die Vorstellung einer Bella Figura, also der gesellschaftlichen Rolle, die ein jeder spielt, schwankt ja von Land zu Land erheblich”: Willkommen in Wien, wo ich für Nachtkritik die Premiere von Yasmina Rezas “Bella Figura” in der Regie von Dieter Giesing besprochen habe. Entschuldigung, aber es muss dabei auch um die Garderobe des Burgtheaterpublikums gehen.

Meta-Flittern

Eine Theaterkritikerin will den Lamettavorhang bei René Polleschs “Glanz und Elend der Kurtisanen” fotografieren. Sie wird von einer Volksbühnenmitarbeiterin von der Bühne gescheucht. Holy Shit! Anschließend geht sie nach Hause, um die Kritik zum Stück zu schreiben. Dabei hält sie in der linken Hand eine Zigarette und in der rechten eine Tasse Kaffee: ”   […]

Krise der Kritik? Eine neue Version ist verfügbar

“Sie können bestimmte moderne Inszenierungen gar nicht mehr beurteilen, wenn Sie nicht häufig ins Kino gehen, häufig Fernsehen gucken und sich mit dem Internet ein bisschen auskennen.“ So beschreibt der Theaterkritiker Matthias Heine die Vorraussetzungen für seinen Beruf. Das Zitat stammt aus Vasco Boenischs 2008 erschienener Studie „Krise der Kritik? Was Theaterkritiker denken – und ihre […]

Individualität ist nur noch in den Größen 37 und 42 zu haben

Fashion Week in Berlin. Was man machen kann: Sich bei Humana das denkbar bescheuertste Outfit aussuchen und Selfies mit möglichst vielen Modebloggern machen, in der Hoffnung für cool gehalten zu werden. Ich liebe diese Idee und bekenne mich zum Fangirl. Was man auch machen kann: Den Laufsteg als Bühne sehen und die sehr jungen Boys […]

Gott ist tot und der Teufel ein Aluminiumdeo

Für Schnaps und Cold Brew Kaffee im Theater bin ich normalerweise immer zu haben. Bei Jan Fabres Vierundzwanzig-Stunden-Performance Mount Olympus braucht es das nicht: Ekstase stellt sich auch so ein, zumindest bei mir. Gleiches gilt für die Kommentatoren auf ZEIT Online. Solidarität kommt von den Kollegen auf Twitter. #donotreadcoments? Schön, wenn Theater so die Gemüter erhitzt!

Mit schönen Bühnenbildern schöne Sachen machen

Es gibt wohl kaum ein Stück Weltliteratur, das so oft auseinandergenommen und wieder zusammengesetzt wurde wie William Shakespeares „Romeo und Julia.“ Herausgekommen ist ein kulturübergreifender Code, der für die eine große, leider aussichtslose Liebe steht. Als jüngerer Zuschauer hat man immer die Verfilmung von Buz Luhrmann vor Augen, die Aquariumsszene (Engel und Ritter!), die Hawaiihemden, […]

Was von der <3 übrig blieb

Kürzlich war bei “Gasoline Bill” von der tibetischen Gebetsmühle die Rede. Einer von Polleschs herrlichen Schnapsideen zufolge übernehmen die Schauspieler stellvertretend die Emotionen der Zuschauer, so wie ein Zettel in die Gebetsmühle wandert, damit seine Botschaft vergessen werden kann. Die auf diese Weise befreiten Zuschauer können während des Theaterbesuchs dann anderen Gedanken nachgehen, zum Beispiel […]

Puls über Null – eine Lanze für die One-to-One-Performance

In seinem kürzlich erschienenen Buch “Spektakel. Eine Geschichte des Theaters von Schlingensief bis Aischylos” klagt Rüdiger Schaper über die Kraftlosigkeit des gegenwärtigen Theaterbetriebs. Als Leiter des Kulturressorts des Tagesspiegels schöpft Schaper aus dreißig Jahren Seherfahrung. Frühere Glanzlichter wie Gotscheffs “Perser” und Schlingensiefs “Kirche der Angst” überstrahlen ihm zufolge die müden Ausläufer der Gegenwart. Genau genommen […]

Die Gesichter hinter den Screens

Facebook fragt, “was war heute los?” und ich sage: Das Milchmädchen hat den digitalen Raum verlassen und sich ganz real mit anderen Schreibern beim Blogger’s Space auf der von Nachtkritik organisierten Konferenz Theater und Netz  getroffen. Danke an Unruhe im Oberrang Theatertreffen Blog Stage and Screen und besonders herzliche Grüße nach Wien zu Anne Aschenbrenner. […]

“Meat”, Schaubühne, Berlin, 7. April 2014, 17.00 bis 21.00 Uhr

One day we’re not gonna tell all these stories – Die Luft steht. Von der Zimmerecke blickt Spongebob Schwammkopfs Freund der Seestern als halbschlapper Luftballon auf sie herab. Neben ihm schwebt das Überbleibsel eines Einhorns, scharlachrosa wie ihre Wangen. Seit vielen Stunden glüht ihr Gesicht. Es glühte  beim Anblick der Schwangerenpornos im Jugendzimmer, verständlicherweise. Wer […]

Sie sagt mir was, die sogenannte Neurose

Mein Verhältnis zu Sibylle Berg ist ein ambivalentes. Ein Buch von Sibylle Berg wertet jeden Gabentisch auf, ist im positiven Sinn anschlussfähig, eignet sich als Präsent für Mama gleichfalls wie für die beste Freundin und den gendertheoriegeplagten Freund (“ja, die Frauen, so sind sie”). Texten kann sie, die Frau Berg, wobei das Geschriebene nicht nur […]

“Die Mauer in den Köpfen wegballern”: mein Ausflug in die Trivialkultur, erster Teil

Vor nicht allzu langer Zeit verschlug mich der Zufall (wenn man so willl) in das Berliner DDR-Museum. In bester Uferlage, mit Blick auf den Berliner Dom und die Museumsinsel, ist dieses Museum ausgestattet mit allen Finessen der Informationstechnologie, mit Touchscreens mit Telefonhörern, sprechenden Kleiderschränken, einer magischen Verhörzelle. Ausnahmsweise versteht man einmal, wo die Stadt ihren […]

Zum Twittern aufs Klo: der (eventuell!) letzte Abend im 12-Spartenhaus

Die längste Nach des Jahres will man, Kritikerin hin oder her, eigentlich nicht im Theater verbringen. Zumal in ganz Berlin die Fête de la musique gefeiert wird und es so einladend vom nahe gelegenen Mauerpark herüber wummert. Ich könnte Waffeln essen gehen oder tanzen oder in der Sonne liegen. Kurzum: Es zieht mich nicht gerade […]

Mini Me, wie die Zeit vergeht…

Konträr zu der Annahme, Tier- und Menschenbabies auf Zeitschriftencovern würden Leute zum Kauf anregen (und das wird, wenn es ans Bebildern geht, kein Scherz, in einigen Redaktionen sehr ernst genommen), besagt eine alte Theaterregel, dass Kinder und Tiere auf einer Bühne nichts verloren haben. Ziemlich radikal also, wenn man wie die niederländische Regisseurin Alexandra Broeder […]

MMM goes TT

Frau Perla ist ganz aus dem Häuschen vor Freude über die Teilnahme am Blog des Berliner Theatertreffens. Gemeinsam mit fünf anderen Schreibern, Fotografen, Videobloggern und Künstlern wird sie vom 3. bis 20. Mai 2013 die fünfzigste Ausgabe des Theatertreffens begleiten. http://www.theatertreffen-blog.de/ Das Theatertreffen ist so etwas wie die Berlinale der Bühnen oder die Fashion Week […]

How to survive… Mitmachtheater (Der Tragödie zweiter Teil)

„Club Inferno“: Lange nicht mehr so ungeduldig auf ein Theaterereignis hingefiebert. Düstere Videos auf der Website, eine Altersfreigabe ab sechzehn und das en détail im vorherigen Post beschriebene Prozedere der Kartenbeschaffung. Und dann? Wie immer finden einige Besucher das alles zum Kotzen respektive peinlich bemüht und billig gebastelt, während andere das unmittelbare Erlebnis und das […]

Hell Yeah! (Der Tragödie erster Teil)

„Anfang und Ende allen Kummers ist dieser Ort – Berlin.“ So steht es geschrieben im schummrigen Licht der Damentoilette eines Kreuzberger Nachtlokals. Es ist einer jener Orte mit der perfektionierten Mischung aus Ranzigkeit (lotterhaftes Flohmarktmobiliar, Staub in den Ecken, zaghafter Service) und spät-hedonistischer Dekadenz (immer frische Lilien in den Blumenvasen). Die Hölle stelle ich mir […]

Guten Menschen kommen oft Ideen

Und alle so: Häh? Ist das Theater? Ein Plenum? Ein Thinktank? Sind wir Zuschauer oder Kunden? Schauen wir noch oder intervenieren wir schon? Thom Reinhard und Minka Truong präsentieren in „Invest in me“ Mikro-Utopien, die unsere Welt in naher Zukunft zu einem besseren Ort machen könnten. In Gestalt des „Social Entrepreneurs“ treten Menschen ans Rednerpult, […]

Von Kopf bis Fuß auf Postmoderne eingestellt

Vielleicht wird die Frage irgendwann lauten: Was war die Postmoderne? Ein schmutziges, weil fraglos überstrapaziertes Wort, dessen Kern (so es denn einen gab) längst ausgehöhlt ist, zugunsten einer in alle Richtungen offenen Bedeutungspotenz. In Anlehnung an „Black or White“, einer Produktion des Theaters Bremen, aufgeführt beim “Freischwimmer”-Festival in den Sophiensaelen von und mit Alexander-Maximilian Giesche […]

Stecker raus oder: Wo bitte geht’s nach Neuland?

Es soll ja Leute geben, die mit der „Random App“ den Alltag meistern. Hierbei handelt es sich um ein recht simples Smartphoneprogramm, das auf einem Zufallsmechanismus basiert: Man legt die Zahl der Möglichkeiten fest, schüttelt das Gerät, woraufhin ein Geräusch purzelnder Würfel ertönt (das ist die schönste, weil haptischste Komponente!) und schon hat das System […]

Wo das Wiener Blut wallt

Den Wienern, so munkelt man, haben sie heute Abend die Spätis gebracht. So steht es im Programm zu “Gast.Freundschaft: Performanceaustausch Wien – Berlin”, einem Projekt der Sophiensaele und des Wiener WUK. Während sich die Berliner Performer in der Partnerstadt wagemutig über die gesetzlichen Ladenöffnungszeiten hinwegsetzen – im Nachbarland eine geradezu anarchistische Geste! – lassen sich […]

Sleepless im MV

Wenn man Samstagnacht gegen drei Uhr in einem Western Saloon mitten im Problemkiez sitzt, neben einer Handvoll Typen vom Schlag “US-amerikanischer Junggesellen-Abschied” und einem hochgewachsenen Beau im Glitzeranzug zuhört, der sehr ergriffen von seinem Heroin-Entzug erzählt, dann muss es sich um Berliner Theater handeln. Jetzt geht der Sänger durchs Publikum, verteilt Ballons, funkelt im pinken […]